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Kolumbien 2025

Kolumbien 2025

Green Honeycreeper - Kappennaschvogel

 

Mit Lufthansa bin ich von Frankfurt (praktisch wenn man hier lebt) direkt nach Bogotá geflogen, im Gepäck vor allem alles notwendige zur Vogelbeobachtung: Fernglas, Kamera, Spektiv, Outdoor Klamotten, Mückenschutz (dazu später noch mehr) und natürlich auch mein Skizzenbuch und ein paar Malutensilien.

Kolumbien ist das Land mit den meisten Vogelarten weltweit, noch knapp vor Brasilien und Peru, um die 2000! Zum Vergleich, wenn man in Deutschland 300 Arten sieht zählt man schon zur absoluten Elite, dem sogenannten Club300!

Da das südamerikanische Land mittlerweile auch wieder sehr sicher ist, ist es natürlich bei Vogelbeobachtern das absolute Traumziel und bietet eine breite Auswahl an ornithologischen Tourismus Angeboten. Mein Ziel war es, neben einem schönen Urlaub, meine 1000te Vogelart zu sehen (Spoiler: geschafft!)

Meine erste Station war also Bogotá, die Hauptstadt. Auf 2.600 Metern gelegen merkt man schon deutlich die Höhe, abgesehen davon dass alles etwas anstrengender war hatte ich aber glücklicherweise keine Probleme. Absolute empfehlenswert ist hier ein Ausflug zum Monserrate, dem Stadtberg, von wo man eine fantastische Aussicht über die Andenmetropole hat. Auch kann man hier schon eine Menge Vögel sehen, sowohl auf dem Weg nach oben (wem das zu anstrengend ist: es gibt auch eine Seilbahn!) als auch am Gipfel, wo es eine Art Kolibrigarten gibt. Der kleine Preis für den Eintritt lohnt sich unbedingt.

Des weiteren wollte ich unbedingt die Bogotá Rail (Bogotaralle) sehen, die ausschließlich in und um Bogotá vorkommt. Der beste Ort für diese Art ist wohl der Parque Florida in der Nähe des Flughafens. Und tatsächlich konnte ich mit viel Geduld und Glück ein Exemplar entdecken, und das auch noch an meinem Geburtstag:) 

 

Black-tailed Trainbearer - Schwarzschwanzsylphe

 

Für meine Reise hatte ich mir vorgenommen, hauptsächlich die Andenregionen zu besuchen. Das Land ist so vielfältig und hat so viel zu bieten, dass man nicht alles in einer Reise unterbringen kann, daher dachte ich mir erst einmal die „einfacheren“ Orte zu bereisen, und die etwas abgelegenen und abenteuerlichen vielleicht beim Nächsten Mal einzuplanen, vor allem natürlich die Amazonas Region!

Also ging es von der Hauptstadt weiter nach Cali, etwas südlicher, wo ich eine fantastische kleine Hütte in den Bergen gebucht hatte: „La Florida – Bosque de las aves“. 

Wie diesen Ort gibt es jede menge toller Unterkünfte, die speziell für Birdwatcher konzipiert sind, mit Futterstellen, Fotoverstecken und meist auch eigenen Guides die einem helfen die selteneren Arten zu entdecken. Auch eignen sich diese Beobachtungsstellen hervorragend zum Zeichnen und Malen, wozu ich aber nur vereinzelt gekommen bin, weil ich immer nach neuen Vogelarten suchen wollte! Florida war absolut traumhaft, im Nebelwald gelegen und voller Vögel, z.B. der seltenen und endemischen Chestnut Wood-Quail (Kastanienwachtel). Ein absolutes Highlight war hier ein Tagesausflug zum berühmten Restaurant „Dona Dora“: Ich musste zwar um kurz nach 3 aufstehen, aber es war eins der tollsten Erlebnisse überhaupt: Dort gibt es einen Lek (Balzplatz) vom Andean Cock-of-the-Rock (Andenfelsenhahn) und aus einem kleinen Versteck kann man jeden Morgen von 6-7 Uhr diesem unglaublichen Spektakel aus nächster Nähe beiwohnen!

 

 

Andean Cock-of-the-rock/Andenfelsenhahn + Tawny Antpitta/Bergameisenpitta

 

Weiter ging es mit dem Bus nach Manizales in den zentralen Anden, wo ich unter anderem das Hotel Termales del Ruiz besuchen wollte. Hier gibt es heisse Quellen und warme Pools sowie auf Grund der Höhe von 3.500 eine Menge auf diesen Lebensraum spezialisierte Vogelarten, vor allem diverse Kolibris. Da keine Zimmer mehr frei waren (ich habe das Meiste spontan und kurzfristig geplant) bin ich nur für einen Tagesausflug zum Hotel gefahren, das Wetter war leider furchtbar und noch dazu habe ich meine Badehose vergessen, so dass ich die verlockenden Bäder nur frierend und sehnsüchtig anschauen konnte:) Allerdings habe ich meinen 1.000ten Vogel gesehen, den Tawny Antpitta (Bergameisenpitta)! Dafür hat sich das Frieren absolut gelohnt!

Als Nächstes habe ich wieder einige Tage in einer Bird Lodge verbracht, dem Hotel Tinamu. Auch hier war es einfach unglaublich toll, herrliche Natur voller Vögel und, typisch kolumbianisch, unglaublich nette und herzliche Leute.

Danach bin ich nach Medellin gefahren, ich hatte mir fest vorgenommen auch ein paar andere Dinge als Vogelbeobachtung zu machen… So richtig ist mir das nicht gelungen, aber ich war immerhin einmal im Museo de Antioquia, wo es eine grossartige Botero Ausstellung gibt!

Dann war es Zeit die Anden zu verlassen, ich wollte unbedingt in den Norden Richtung Sierra Nevada de Santa Marta. Diese von den Anden abgetrennte Gebirgsmassiv gilt als eine der Regionen mit der weltweit höchsten Dichte an endemischen Arten, es gibt mehr als 20 Vögel die ausschließlich hier vorkommen, und auch viele weitere Tiere und Pflanzen. Also ein absolutes Muss für mich:)

 

Red-headed Barbet/Andenbartvogel

 

Zudem hab ich mich auf ein bisschen richtiges Sommerwetter gefreut, in den Anden war es doch oft etwas kühler und teils auch regnerisch, während es an der Karibikküste doch meist um die 30 Grad hat.

Zunächst hab ich den Tayrona Nationalpark besucht, der eigentlich sehr schön aber auch extrem stark besucht ist. Weil es im Park einige traumhafte Strände gibt zieht er jede Menge Leute an, von denen sich viele auch gar nicht für die tolle Natur interessieren. Mein Tipp: unbedingt den Nebeneingang zum Park nehmen (Calabazo) und möglichst früh da sein, dann hat man zumindest den Vormittag fast für sich allein, während man am Haupteingang auch schon fh morgens wie mir berichtet wurde über eine Stunde in der Schlange steht und sich dann im Gedränge durch den Park bewegt, zum Birden also ungeeignet.

Auf meinem Weg zur ProAves El Dorado Lodge in den Bergen hab ich noch in Minca halt gemacht, was als Naturparadies gilt. Ich fand es aber eher enttäuschend, viele Touristen und alles recht laut und hektisch. Für „normale“ Touristen die eher die Städte in Kolumbien besuchen mag es ein Naturparadies sein, für Vogelbeobachter die schon 2 Wochen durch die Natur gereist sind ist es dann doch eher ein Rückschritt… Wenngleich es natürlich auch hier fantastische Vögel zu sehen gibt, wie z.B. Tukane und die faszinierenden Crested Oropendolas (Krähenstirnvogel). Geheimtipp für Minca: Es gibt einen privaten Garten zur Vogelbeobachtung mit Futterstellen, in dem man gegen einen kleinen Eintritt den Touristenströmen entfliehen kann (observatorio de aves de minca)

 

 

Crested Oropendola/Krähenstirnvogel mit Nestern

 

Weiter ging es dann zur El Dorado Lodge, die man nur mit einem Wagen mit Allrad Antrieb erreichen kann. Ich glaube dies war der schönste Ort meiner gesamten Reise, hier ist man wirklich in der unberührten Natur und es gibt so viele Tolle Tier- und Pflanzenarten zu entdecken. Die Lodge selbst ist auch absolut genial, bei gutem Wetter hat man eine tolle Sicht auf Santa Marta und das Meer.

Neben vielen Vögeln (natürlich) waren mein Highlight hier die Geräusche des Nebelwaldes: Tagsüber die Brüllaffen und Nachts diverse Frösche und sonstige geheimnisvolle Rufer und Heuler. Da meine Unterkunft ein bisschen abseits lag musste ich immer im Dunkeln allein durch den Wald laufen, was ein bisschen unheimlich (aber ungefährlich) aber ganz toll und eindrucksvoll war!

Leider bin ich dann krank geworden (in Minca habe ich eine Menge Mückenstiche abbekommen, trotz Spray und meist langer Kleidung, aber einmal war ich in Badehose an einem Wasserfall - ich dachte das kann man schon mal machen, zumal unzählige Touristen dort ständig in Bikini und Badehose herumgelaufen sind, aber das war wohl doch nicht so clever) und nachdem ich zurück in Santa Marta war, wo mir die Diagnose „Verdacht auf Dengue Fieber“ gestellt wurde, bin ich dann ein paar Tage früher zurückgeflogen. War natürlich ein bisschen schade, auch weil ich es somit verpasst habe 300 Arten zu sehen (am Ende waren es immerhin 277), aber trotzdem hatte ich 3 unglaublich tolle Wochen in diesem wunderschönen Land und möchte unbedingt wiederkommen.

PS: Es war tatsächlich Dengue, glücklicherweise aber ein recht kurzer Verlauf und mittlerweile bin ich wieder gesund:)

PPS: Wer in erster Linie viele Vogelarten sehen möchte und das nötige Kleingeld hat, kann natürlich einen Guide buchen oder sich einer Gruppenreise anschließen, es gibt in Kolumbien wirklich jede Menge toller und unterstützenswerter Angebote. Ich persönlich mochte es aber in meinem eigenen Tempo zu reisen, auch freue ich mich immer besonders wenn ich eine neue Art selbst entdecke, das ist doch immer noch ein bisschen schöner!

 

 

Blue-winged Mountain-tanager/Blauschwingen-Bergtangare

 

Golden Tanager + Multicolored Tanager/Goldtangare + Schwarzohr Bunttangare

 

Golden-collared Manakin/Goldbandpipra

 

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